Motivation – ein entscheidender Baustein für den Lernerfolg
Leicht erkennbar ist es, wenn sie fehlt: Vermeidungsverhalten bei Hausaufgaben oder Vokabellernen, große Ankündigungen und gute Vorsätze ohne Folgen, das Lernmaterial ist ständig irgendwo verschwunden, regelmäßiges Lesen – Fehlanzeige. Ein neues Thema im Unterricht sorgt zwar für Interesse, aber es verfliegt, sobald Eigenaktivität gefordert wird. Mangelnde oder unzureichende Motivation beobachten Lehrkräfte bei ihren Schülern und Eltern bei ihren Kindern häufig und, wenn sie ehrlich sind, manchmal auch bei sich selbst. Leider führt mangelnde Motivation auf Dauer zu immer größeren Lücken im Lernstoff und in der Folge zu noch weniger Motivation – ein Teufelskreis.
Wie entsteht Motivation?
Die Evolution hat in unserem Gehirn das Belohnungssystem hervorgebracht. Es ist der neurologische Antrieb, der dafür sorgt, dass sich der Körper einer Aufgabe stellt und nicht nur im Ruhemodus bleibt. Es sorgt zum Beispiel auch dafür, dass wir morgens aufstehen und uns um unsere Vorhaben und Aufgaben zu kümmern, dass wir Anstrengung in Kauf nehmen, um ein Ziel zu erreichen.
So funktioniert das Belohnungssystem im Gehirn:
Zunächst wird in der Mitte des Gehirns, im ventralen tegmentalen Areal (VTA) der Botenstoff Dopamin freigesetzt, er wird über das mittlere Vorderhirnbündel der Nucleus accumbens weiter vorne im Gehirn aktiviert. Dessen Neurone produzieren körpereigene Opioide, die durch ihre langen Fasern im großen Gebiet des präfrontalen Cortex ausgeschüttet werden. Dadurch stellt sich ein Gefühl der Neugier, Freude und Zufriedenheit ein. Die ausgeschüttete Menge an Dopamin und das gute Gefühl sind umso stärker, je unerwarteter positiv sich eine Situation für uns anfühlt. Das Gehirn lernt, speichert auslösende Reize und fortan streben wir danach, bestimmte Situationen immer wieder zu erleben.
Jeder hat schon einmal die Erfahrung gemacht, zu etwas gar keine Lust zu haben, es mit Überwindung trotzdem zu tun und umso erfreuter und zufriedener am Ende gewesen zu sein, weil es schließlich doch ein gutes Erlebnis geworden ist.
Was braucht ein Schulkind um motiviert zu lernen?
Die Kurzantwort ist: ein funktionierendes, intaktes Belohnungssystem durch die häufige Erfahrung, dass sich Anstrengung lohnt, weil sich das Ergebnis so gut anfühlt. Solche Erfahrungen sind schon vor Schulbeginn immens wichtig. Eine Bastel- oder Handarbeit zu Ende zu bringen, im Stuhlkreis still sitzen zu bleiben und eine Geschichte zu genießen oder nach vielen Versuchen das Schwimmen zu lernen sind Beispiele für solche wichtigen Erlebnisse. Neugier ist eine starke Triebfeder zum Handeln, aber es braucht auch die Lernerfahrung, dass sich Durchhalten lohnt, um befriedigende Ziele zu erreichen. Übertragen wir das nun auf eine konkrete Lernsituation. Motivation wird gestärkt, wenn sich nach einer Phase der Anstrengung der Lernerfolg gut anfühlt.
Ein kleines Beispiel aus meiner Praxis:
Die Drittklässlerin Leonie liest noch stockend und ungenau. Ihre Leseentwicklung entspricht noch nicht ihrer Altersnorm. Mit Unterstützung ihrer Eltern stellt sie sich dem Problem. Sie hat einen im Schwierigkeitsgrad passenden Übungstext konsequent an vier Tagen in der Woche mehrmals hintereinander geübt. Zusätzlich hat sie kleine, häufig vorkommende Wörter durch Blitzlesen (schnelles, wiederholendes Lesen) trainiert. Nun liest sie den Text fließend, fehlerfrei und mit Leichtigkeit. Sie versteht ihn gut und findet den Inhalt interessant. Das fühlt sich für Leonie gut an und motiviert sie, weiter zu üben.
Wichtig ist hier, dass der Übungstext genau an ihren Lernstand angepasst ist. Bei seiner Auswahl war ich mir sicher, dass Leonie die für diesen Text notwendigen Fähigkeiten und Vorkenntnisse durch regelmäßiges, häufiges Üben bereits automatisiert hatte. Zum Beispiel konnte sie alle enthaltenen Buchstaben und mehrbuchstabigen Schriftzeichen sicher in die entsprechenden Laute umsetzen. Der genau definierte Schwierigkeitsgrad dieses Textes war nur ein wenig höher als der des vorangegangenen Übungstextes. Wenn Leonie auf diese Weise weiter übt, hat sie gute Chancen, ihre Leseprobleme zu überwinden und eine altersangemessene Leseleistung zu erreichen.
Was schadet der Motivation?
Ist die Anstrengung aber zu groß und bleibt ohne Belohnung, so versiegt die Motivation und es beginnt eine Misserfolgsspirale. Würde Leonie trotz ihrer noch vorhandenen Leseprobleme, einfach nur in einem beliebigen Kinderbuch lesen üben, bliebe ihr das motivierende Leseerlebnis verwehrt. Ihr Lesen würde mühsam bleiben, sie würde Ratestrategien ausbilden und ihre Lesemotivation würde immer weiter schwinden.
Genauso schadet es der Motivation, wenn ohne eigene Anstrengung der Erfolg eintritt. Ihre Lehrerin wollte ihr zum Erfolgserlebnis verhelfen, war aber zu stark auf Leonies Nachteilsausgleich fokussiert. Deshalb las sie ihr während einer Klassenarbeit zum Thema Leseverständnis alles vor. Da Leonie so fast alle Aufgaben richtig ankreuzte, bekam sie auch eine gute Note. Sie hatte also ein Erfolgserlebnis mit geringer Anstrengung. Im Endeffekt litt ihre Motivation allerdings unter dieser Vorgehensweise.
Der richtige Schwierigkeitsgrad ist wichtig
So ist neben anderen Faktoren unser neuronales Belohnungssystems ein wichtiger Grund dafür, auf einem passgenauen Schwierigkeitslevel zu lernen und Hilfen entsprechend zu gestalten. Wenn Eltern beobachten, dass die Motivation ihrer Kinder schwindet, sollten sie frühzeitig handeln. Dann helfen Erfolgserlebnisse, die sich gut anfühlen. Wenn Sie sich fragen, welche Lernvoraussetzungen ihrem Kind fehlen, um nach der Anstrengung belohnende Erfolge zu erleben, können Sie gerne einen Beratungstermin oder ein Checkup buchen.
Begleitende Kinesiologie
Motivation ist für mich vorrangig ein pädagogisches Thema. Meine pädagogische Arbeit ergänze ich bei Bedarf durch Kinesiologische Balancen. Die beteiligten Gehirnareale und Neurotransmitter des oben beschriebenen Belohnungssystems im Gehirn lassen sich durch die neuroenergetische Kinesiologie gezielt ansprechen und vorhandener Stress kann aufgelöst werden. Lernen kann dadurch leichter werden.
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