Der Moro-Schreck-Reflex als eine mögliche Ursache für Aufmerksamkeitsprobleme


Zu den möglichen Ursachen für mangelnde Aufmerksamkeit und unkonzentriertes Arbeiten gehört der unvollständig integrierte Moro-Schreck-Reflex.
Für ein Neugeborenes ist er wichtig. Durch verschiedene Reize wie etwa Helligkeit, Geräusche oder Bewegung wird eine Reflexkette ausgelöst. Die Arme und Beine des Babys werden schnell nach außen vom Körper wegbewegt. Es kommt zu tiefer Einatmung. Das Kind schreit. Auch der erste Atemzug nach der Geburt wird auf diese Weise ausgelöst. Im Laufe der ersten Monate verschwindet diese reflexhafte Schreckreaktion allmählich.

Manchmal bleibt jedoch ein Restreflex erhalten, der sich noch bei Schulkindern beobachten lässt. So gibt es recht häufig Schüler, die von dem Inhalt einer Unterrichtsstunde wenig oder gar nichts mitbekommen, aber sofort hellwach sind, sobald ein Mitschüler etwas in ihre Richtung flüstert oder auch nur einen Blick wirft. Häufig reagieren sie darauf impulsiv und lautstark, stören den Unterricht dadurch erheblich. Aber auch Kinder, die sich eher still verhalten, können unter Daueranspannung stehen und einen Druck spüren, für den es keinen erklärbaren äußeren Anlass gibt.
Kinder die den Moro-Reflex noch nicht vollständig integriert haben, wirken so, als würden sie ihre Umgebung ständig auf mögliche Gefahren abscannen und sich deshalb nicht auf die Arbeit direkt vor ihren Augen konzentrieren können. Deshalb ist die visuelle Wahrnehmung im Nahraum erschwert. Schwer fällt ihnen zusätzlich die gebeugte Haltung von Hand und Arm aufgrund des Reflexmusters der Bewegung vom Körper weg. Somit ist häufig auch die Hand-Auge-Koordination beeinträchtigt.  Das Schriftbild wirkt dann auf typische Weise unkoordiniert oder die Lesefähigkeit ist problematisch.

Hierzu ein Beispiel aus der Praxis:
Eine Drittklässlerin kam mit Leseproblemen. Mir fiel auf, dass die Wörter in der Mitte der Zeilen für sie besonders schwer zu entziffern waren. In der kinesiologischen Sitzung führte die Arbeit mit dem Muskeltest zu Balancemethoden für den Moro-Schreckreflex. Der Stress des Mädchens beim Lesen wurde so reduziert und die folgende lerntherapeutische Arbeit dadurch erheblich erleichtert. Als Zusatzeffekt gewann das Mädchen in der folgenden Zeit deutlich an Selbstsicherheit und Kontaktfähigkeit.

Dies ist ein schönes Beispiel dafür, dass eine begleitende kinesiologische Balance häufig an einem speziellen Thema oder Problem ansetzt, letztlich aber das Gesamtpotential eines Menschen unterstützt.